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ihnen die Kirchen und leitete die Gegenreformation ein. Auch 1624
war Johann von Rietberg in Bielefeld. Damals erbaten die Stände
den Schutz des Königs von Dänemark gegen ihn. Im folgenden Jahre
nahm der Oberst von Genth mit brandenburgischen und holländischen
Söldnern Bielefeld ein und belagerte den Sparenberg. Unter oer
Anführung des raveusbergifchen Edelmannes Rembert von Kerßen-
brock auf Gut Brinke bei Borgholzhausen kamen ihm einige hundert
Mann „geübtes" Landvolk zu Hilfe. Bei dieser Gelegenheit schössen
die Spanier von dem Sparenberge herab auf die Neustädter Kirche,
in der die Gemeinde zum Gottesdienst versammelt war, und töteten
ein Mädchen und verwundeten einen Mann.
Tilly sandte den Obersten Erwitte zum Entsatz heran. Die
Holländer erhielten freien Abzug, aber die Bauern wurden hart ge-
straft. Viele wurden getötet; den Gefangenen schnitt man Nasen und
Ohren ab, und ihr Führer Kerßenbrock wurde über ein Jahr gefangen
gehalten. Anfang Juli 1625 nahm Tilly in Bielefeld Wohnung. Sein
Heer lagerte drei Wochen lang auf der Kupferheide vor Bielefeld. Hier-
durch soll die Stadt große Nahrung gehabt haben. Bis zum Jahre
1631 war der Spareuberg im Besitz spanischer Truppen. Darum war
es auch möglich, daß der katholische Droste Lübbert de Meudt von Holt-
seid bei Borgholzhausen am 23. Juni 1628 vom Sparenberge aus mit
zwauzig Mann auf dem Bielefelder Rathaus erschien und die Schlüssel
der Altstädter Kirche gewaltsam in seinen Besitz brachte. Gegen
Pfingsten desselben Jahres fiel auch die Neustädter Kirche in die Hände
der Katholiken. Während die Evangelischen die Altstädter Kirche 1632
wieder erhielten, blieb die Neustädter Kirche bis 1648 im Besitz der
Katholiken. Am 2. April 1631 verließen die spanischen Truppen Burg
und Stadt, um an der Belagerung Magdeburgs teilzunehmen. Vorher
aber schleiften sie die Festungswerke der Burg.
Kaum hatten die Bewohner Bielefelds aufgeatmet, da kamen
neue Durchzüge, Einquartierungen und Bedrängnisse. 1632 lagerte
der kaiserliche General Pappenheim, der bald darauf in der Schlacht
bei Lützen fiel, in uufrer Gegend. 1633 besetzte das schwedische Heer
unter dem Feldmarfchall von Knyphansen Bielefeld und forderte die
Besatzung auf dem Sparenberge zur Übergabe auf. Der Prager Friede
(1635) brachte uusrer Heimat keine Ruhe. 1636 stand ein kaiserliches
Heer unter dem General Alexander von Vehlen sechs Wochen auf der
Schildefcher Heide bei Bielefeld den Schweden gegenüber. Beide
Heere sogen das Land vollständig aus. Der Stadtsäckel Bielefelds war
derartig geleert, daß die Stadt von einzelnen Bürgern viele Darlehen
zur Bestreitung der Einquartierungskosten nehmen mußte. Herford
mußte alleiu in den 6 Wochen den Kaiserlichen 106 000 Pfund Brot,
200 Tonnen Bier und 8000 Taler in bar liefern. Bis 1637 waren
der Sparenberg und Bielefeld von den Kaiserlichen besetzt. Da er-
schienen die Hessen, Schwedens Bundesgenossen, nahmen Bielefeld ein,
belagerten die Burg und zwangen die kaiserliche Besatzung zur Über-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Johann_von_Rietberg Johann Tilly Tilly Droste_Lübbert Alexander_von_Vehlen Alexander
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die Fahnenflucht die strengsten Strafen gesetzt wurden, gab es doch
unaufhörlich Flüchtlinge. Die Soldaten, die zum Teil verheiratet
waren, wohnten in Bürgerhäusern der Stadt.
Friedrich Wilhelm I., der sparsame Hausvater und Soldaten--
könig, ließ seine ordnende Tätigkeit auch uusrer Heimat zuteil werden.
Er schus die städtische Verwaltung um, verminderte die Zahl der
Magistratsmitglieder, ordnete das Polizeiwesen und führte eine Neu-
ordnung der Münzen, Maße und Gewichte ein. Die große städtische
Schuldenlast verengerte sich durch die neue Verwaltung, die bis 1807 be-
stehen blieb. 1719 hob er die Go- und Hauptgerichte in Ravensberg
auf. Auch für Handel und Gewerbe sorgte der König. Unter ihm
wurde das Bleichverfahren verbessert und neue Bleichen angelegt.
In Magdeburg, Königsberg und Halle entstanden Warenlager für das
Bielefelder Leinen. 1729 erhielten die Juden der Grafschaft Ravens-
berg ein neues Handelsvorrecht. Im folgenden Jahre wurde auf
Befehl des Köuigs eine große Zweihundertjahrfeier zur Eriuueruug an
die Überreichung der Augsburger Konfession auf dem Reichstage zu
Augsburg (1530) veranstaltet. 1739 verbot er den Gebrauch aus-
ländischer Kattune und andrer Gewebe in der Grafschaft Ravensberg:
dadurch beförderte er die einheimische Leinenfabrikation.
u
94. Bielefeld unter der Regierung Friedrichs des Großen.
Das Bielefelder Regiment in den schleichen Kriegen.
as Bielefelder Regiment nahm im ersten schleichen Kriege an
den Schlachten bei Mollwitz und Chotufitz, im zweiten an der
Schlacht bei Kesselsdorf teil. 1740 marschierte es unter dem Befehl des
Generals Prinz Dietrich von Anhalt aus.
Im Siebenjährigen Kriege war es bei Prag, Kolin, Leuthen,
Hochkirch, Torgau und Freiberg beteiligt.
Friedrich der Große auf der Pottenau.
1755, kurz vor dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, be-
sichtigte Friedrich der Große seine Truppen auf der „Schildefcher
Heide". Auf der Pottenau, dem Gute feiues Geheimrats Pott, hatte
er Wohnung genommen. Hier empfing er die Offiziere mit den
Worten: „Bald werden wir uns, meine Herren, nur im Grünen
sprechen!" Bei der Tafel soll er in einem Trinkspruch gesagt habeu:
„Aufrichtig gegen jedermann,
vertraulich gegen wenig';
viel gedacht,
wenig gesagt:
So liebt es euer König."
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs Friedrich Friedrich_der_Große Friedrich Geheimrats_Pott